#368: Der Bock von Spiegel Bräu aus Strullendorf in Oberfranken

Bierprobe Bock von Spiegel Bräu von FrankenBierFreund

Servus liebe Frankenbier-Gemeinde,

bereits zum vierten Mal in diesem Jahr hat sich ein Gebräu aus einem ziemlich traurigen Anlass zur Bierprobe auf meinem Balkon im Kölner Süden eingefunden: Die Rede ist vom Bock von Spiegel Bräu aus Strullendorf im südöstlichen Teil des oberfränkischen Landkreises Bamberg. Die erst im Jahr 2019 ins Leben gerufene fränkische Braustätte hatte vorgestern auf Facebook bekannt gegeben, das Geschäft wegen diverser Herausforderungen mit sofortiger Wirkung einstellen zu wollen. Zuvor hatte das gleiche Schicksal allein im laufenden Kalenderjahr die Lang-Bräu, die Brauerei Herold sowie das Brauhaus Binkert ereilt.

Die Schließung von letzterem hat jetzt in einer Art Dominoeffekt auch zum Ende von Spiegel Bräu beigetragen: Denn Gründer Tobias Spiegel hat seine Biere seit 2022 bei ebenjenem Jörg Binkert brauen lassen. „Zusätzlich hat unsere Partnerbrauerei den Betrieb eingestellt und wurde verkauft. Ein neuer Ort, an dem alles so gepasst hätte wie dort, war bisher nicht zu finden“, schrieb Spiegel daher am Samstag in der Schließungsankündigung. Den heutigen Bock hatte ich vor einiger Zeit durch Zufall direkt vor Ort in Franken ergattert. In diesem Frühjahr habe ich zudem das Helle aus seinem Haus vorgestellt, das mir recht gut gemundet hat.

Also nun zum Bock von Spiegel Bräu: Der macht im Glas mit seinem unfiltrierten, strahlenden Bernstein wirklich eine sehr ansprechende Figur. Auf dem unfiltrierten, mit 6,8 Volumenprozent Alkohol eingebrauten Sud thront eine sehr stabile, feinporige Schaumkrone. Zahlreiche aufsteigende Kohlensäurebläschen künden zudem von einer ungewöhnlich hohe Rezenz für einen Bock – was die Neugier weiter steigen lässt.

Nach dem Eingießen erschnuppert die Nase einen brotig-getreidigen Duft mit leichter Fruchtnote dahinter, die an Beeren erinnert. Im Antrunk umschmeichelt der Bock von Spiegel Bräu Zunge und Gaumen mit einem fruchtig-malzigen Geschmack, einer leichten Süße sowie einer recht früh einsetzenden, mittleren Hopfenbittere. Im leicht säuerlichen Körper treffen Aromen von Beerenfrüchten und Blutorangen auf die nun stärker werdende Bittere, die im Gegensatz zu vielen anderen Böcken aber nicht in Richtung Grapefruit oder Pampelmuse dreht. Im Abgang hallt die Hopfenbittere schön nach und bleibt länger auf Zunge und Gaumen haften.

Der Bock von Spiegel Bräu zeigt sich als ungewöhnlicher und leckerer Bock, der eher auf der hopfigen Seite rangiert und nie ins Mastige zu kippen droht.

Ein leckeres Gebräu also – schade, dass es dieses künftig nicht mehrgeben soll. Ich wünsche Tobias Spiegel und seinem Team alles Gute für die Zukunft!

In diesem Sinne – wohl bekommt’s.
Alaaf & Jrooß us Kölle!

Weitere Informationen: Spiegel Bräu

2 Kommentare

  1. 08/09/2025 / 18:58

    Beeindruckende Analyse des Spiegel Bräu Bocks! Der Stil ist sehr authentisch und unterhaltsam, genau wie man es von einem erfahrenen Bierliebhaber erwartet. Der lockere Ton mit Alaaf Jrooß us Kölle passt perfekt. Leider traurig zu hören vom Aus, aber super, dass ihr die Bieren so differenziert beschreibt – das motiviert wirklich!

    • 08/09/2025 / 20:15

      Vielen Dank für den Kommentar – das wiederum freut & motiviert mich beim Schreiben. Danke & viele Grüße Michael

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