Servus liebe Frankenbier-Gemeinde,
leider hat die heutige Bierprobe auf meinem Balkon im Kölner Süden wieder mal einen traurigen Hintergrund: Gestern Abend postete der gemeinhin gut informierte Georg Lechner aus Bamberg in der Frankenbier-Gruppe auf Facebook, „die Brauerei Binkert Breitengüßbach hat den Braubetrieb vor kurzem eingestellt.“ Erneut eine traurige Nachricht aus der fränkischen Brau- und Bierszene also – die Anlass genug gibt, heute das mir bisher unbekannte Mainsaidla Amber Spezial vom Brauhaus Binkert aus Breitengüßbach im nördlichen Teil des oberfränkischen Landkreises Bamberg zu verkosten. Erst Ende Januar hatte die Lang-Bräu aus Wunsiedel im Fichtelgebirge völlig überraschend verkündet, den Braubetrieb bis Ende Mai einstellen zu wollen.
Einen passenden Willibecher habe ich von Binkert nicht – da muss ich also schauen, dass ich bei einer meiner nächsten Touren nach Oberfranken noch einen ergattere. Egal, auch im neutralen Glas kleidet sich das Mainsaidla Amber Spezial vom Brauhaus Binkert in ein edles bernsteinfarbenes, ja geradezu rotbraun leuchtendes Gewand – was dann wiederum auch nicht wundert, schließlich bedeutet das englische Amber nichts anderes als Bernstein. Den unfiltrierten Sud mit niedriger Rezenz und ordentlichen 5,9 Volumenprozent Alkohol ziert eine sehr stabile, wirklich kaum verschwindende Schaumkrone.
Nach dem Eingießen umweht die Nase ein angenehmer Geruch von Brot und orgendlichen Beerenfrüchten bis hin zu roter Johannisbeere. Im Antrunk erschmeckt die Zunge kaum Malzsüße, dafür eine kräftige Ladung Beerenfrüchte. In dem darauf folgenden fruchtig-säuerlichen Körper zeigen sich ebenjene Johannisbeeraromen, allerdings ohne Zitrus- oder Honignoten. Dafür zeigt das Gebräu eine alsbald einsetzende Hopfenbittere mit einer leichten Grapefruitnote, die ich in der Form nur von manchen Bockbieren kenne. Abgerundet wird der Trunk von einer bitter-floral aushallenden Hopfennote, wobei das markante Beerenfrucht-/Johannisbeeraroma zum Ende präsent bleibt.
Das Mainsaidla Amber Spezial vom Brauhaus Binkert präsentiert sich als ungewöhnliches Potpourri von Malz- und Hopfenaromen – typisch Binkert eben.
Das kann ich sagen, auch wenn das Mainsaidla Amber Spezial vom Brauhaus Binkert erst das zweite von mir verkostete Gebräu aus der Hand von Diplom-Braumeister und Biersommelier Jörg Binkert ist. Denn auch sein Mainsaidla Helles erwies sich als helles Lager für meinen Geschmack schon recht eigen.
Sollten die Schließungsgerüchte zutreffen, wäre dies wirklich ein weiterer herber Verlust für die fränkische Bierszene – zumal Jörg Binkert seine kleine, aber moderne Brauanlage in der Vergangenheit immer wieder mal sogenannten „Gypsy Brauern“ zur Verfügung gestellt hat: Also Kleinbrauern aus der deutschen Craft-Bier-Szene, die in Breitengüßbach neue Gebräue ausprobieren konnten…
In diesem Sinne – wohl bekommt’s.
Alaaf & Jrooß us Kölle!
Weitere Informationen: Brauhaus Binkert